Geschichte

Es wurde früher in der Villa unter einem Dach gewohnt und gearbeitet. Vorräte wurden durch die Luke hochgehieft und auf dem Dachboden gelagert. Zwischen den Hahnenbalken liegen noch die alten Fahnenstangen in den verblichenen Farben der 1848er Revolution. Unter dem Kellergewölbe reifte in Holzfässern der Wein. Am Ende des Winters wurde in einer Scheune hinterm Haus der Wein abgefüllt.

 

Auf den drei Etagen zwischen Keller und Dachboden fand das Familienleben statt. Anläßlich der Hochzeit des Sohnes des Hauses bekam zuletzt in den sechziger Jahren die Suite im ersten Stock neue weiß gestreifte Tapeten mit Goldlilien. Beim Entfernen der vergilbten Tapeten kamen drei Schichten aus früheren Zeiten zum Vorschein, mit schönen Blumenmustern in lila, blau und grün. Darunter waren Zeitungen aus 1895 auf der Wand geklebt. Eine Reihe Einbauschränke wurde freigelegt, von denen auch die früheren Bewohner die Existenz nicht kannten. Das Holz der Türe war wie neu geblieben. Auch unter dem Linoleumteppich in einem anderen Zimmer lagen alte Zeitungen, dieses Mal aus 1967. Eine Seite mit trendiger Damenmode von damals haben wir eingerahmt.

Während auf dem Weingut das Leben seinen Lauf nahm, tobten draußen die Stürme der deutschen Geschichte, und manchmal kam die Geschichte auch rein. Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der Parterre ein französische Offiziersfamilie einquartiert. Die französische Besatzungsmacht ernannte den Winzer Christian Wilhelm Niessen zum juge de paix. Er übte sein Amt zwischen den Schiebetüren der Suite aus und urteilte in diesen Jahren au nom de la République, bis Deutschland 1949 wieder auf eigenen Beinen stehen durfte.

 

Schon bald kündigten Wirtschaftswunder und Ferienreisen nach Italien und Spanien sich an. Für die neuen Generationen war der Wein am Ende nur noch ein Hobby neben dem akademischen Beruf. Der Fokus änderte sich. Aber die Holzböden, die Kronleuchten und die Gußeisenradiatoren überlebten jede Epoche. Sie strahlen auch heute noch das vertraute Gefühl von Häuslichkeit und Geborgenheit aus, zusammen mit den von aufeinanderfolgenden Generationen zusammengetragenen Möbelstücken.

DAS BUCH ZUR MOSELVILLA

Das Buch “MoselVilla – Ein Winzerhaus und seine Geschichte” beschreibt die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner. Das Buch ist zugleich auch eine kleine Geschichte des 20. Jahrhunderts. Für einen Vorschau und zum Bestellen: klicke auf das Bild des Buches.